15.07.2023

Nachhaltigkeit, Unternehmensprozesse | Gastgewerbe

Fünf Impulse für mehr soziale Nachhaltigkeit im Gastgewerbe

Beim Begriff Nachhaltigkeit im Gastgewerbe denkt man zuerst wohl an Themen, wie Ressourcenschonung und Reduktion der Lebensmittelabfälle, als zweites an Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigkeit hat aber noch eine weitere, die soziale Dimension. Wir erklären, wie sich Betriebe im Gastgewerbe auch in dieser Hinsicht zukunftsorientiert aufstellen können.

Fünf Impulse für mehr soziale Nachhaltigkeit im Gastgewerbe
Fünf Impulse für mehr soziale Nachhaltigkeit im Gastgewerbe

1. Generelle Umgangsformen in einem Playbook schriftlich fixieren...

Nehmen wir einmal die Perspektive neuer Mitarbeitender in einem Hotel, Restaurant oder Café ein: Sie werden sich bestimmt fragen, wie der Betrieb „tickt“, welche Umgangsformen gepflegt werden, was von ihnen erwartet wird – und was sie erwarten bzw. einfordern können. Nicht nur für die Startphase, sondern jederzeit empfiehlt sich ein sogenanntes Playbook: Ein schriftliches Dokument, in dem fixiert und ggf. aktualisiert wird, welche Regeln im Miteinander des Betriebs gelten. Es könnte zum Beispiel darin stehen, dass...

a.) ein respektvoller Umgang miteinander gepflegt wird (und man sich, sollte es im Eifer des Gefechts bzw. in stressigen Situationen einmal ruppig werden, im Nachhinein entschuldigt bzw. den Konflikt klärt)

b.) Mitarbeitende sich gegenseitig unterstützen und aushelfen (z.B. Bereitschaft zum Schichttausch)
Vielfalt, Inklusion und Diversität kultiviert werden und

c.) jegliche Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Rassismus oder Homophobie nicht toleriert wird, sowohl im Team als auch bei Gästen.

Tipp: Setzen Sie betriebsinterne Regeln im Team auf. So können sich alle einbringen und auf die Regeln einigen. Auch scheinbar Selbstverständliches sollte notiert werden, damit alle auf gleichem Stand sind.

2. … und auch festhalten, was beide Seiten voneinander erwarten können

Neben der Fixierung der grundlegenden Umgangs- und Verhaltensregeln sollten in einem Playbook (das man freilich auch anders nennen kann) zudem konkrete Leistungen und Gegenleistungen aufgeführt werden. Zum Beispiel: Teilzeitmodelle, Boni oder Gutscheine für das Team (z.B. fürs örtliche Fitnesscenter oder Einkaufsvoucher), Rabatte bei privaten Besuchen im eigenen Restaurant, Zusatzversicherungen, kostenlose Gesundheitschecks und freie Extratage beim Erfüllen bestimmter Leistungen. Und ebenso gehört in diese schriftliche Ausarbeitung, was von Seiten der Mitarbeitenden dafür zu erwarten ist: etwa ein pünktlicher Beginn, ein gepflegtes Erscheinungsbild, die Teilnahme an internen Schulungen (z.B. bei neuer Karte) oder auch die Art und Weise, wie Gäste begrüßt und verabschiedet werden.

Tipp: Eine gute Inspiration bietet das Playbook von Team Gastro Urban aus Goslar. Das Unternehmen wurde schon mehrfach für seine Arbeitskultur ausgezeichnet.

Zum Playbook von "Team Gastro Urban"

3. Neigungen, Talente und Interessen fördern

Ob Auszubildende, Berufsanfänger und Berufsanfängerinnen oder „alte Hasen“: Im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit des Betriebs ist es wichtig, allen die Chance zu eröffnen, sich weiterzuentwickeln. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel

  • gemeinsame Besuche bei Erzeugerbetrieben, mit denen man zusammenarbeitet 
  • Teilnahme an Weiterbildungen und Seminaren 
  • interne Schulungen und Workshops, ggf. auch in Kooperation mit Partnern/Lieferanten
  • regelmäßige Feedbackgespräche und Zielvereinbarungen
  • Delegieren von Aufgaben und Übertragen von Verantwortung, auch an Auszubildende
  • Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die über das Berufsprofil hinausgehen
  • Einblicke und Mitarbeit in anderen Unternehmensbereichen
  • gemeinsame Besuche anderer Betriebe zur Inspiration bzw. Trendtouren in „Gastro-Städte“ (Hamburg, Berlin, Kopenhagen …)
  • den Zusammenschluss mit anderen Betrieben für gemeinsame Weiterbildungsprojekte

Solche Förderungen steigern die Motivation und die Verbundenheit, senken die Fluktuation, verbessern das Branchenimage und können sich sogar positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirken. 

4. Engagement in der (regionalen) Gemeinschaft

Betriebe des Gastgewerbes sollten sich als Teil einer lokalen und regionalen Gemeinschaft verstehen und positionieren. Mit ihrem Engagement können sie maßgeblich dazu beitragen, örtliche Strukturen zu stärken und zu verbessern. Auch dieses lässt sich in vielerlei Form gestalten, etwa durch

  • den Ausbau lokaler/regionaler Beschaffung, d.h. Bevorzugung von örtlichen Erzeugerbetrieben und Lieferanten
  • Bevorzugung fair gehandelter/erzeugter Produkte
  • Praktika, Schnuppertage, Kochkurse und Co. für Schülerinnen und Schüler
  • Ausbildungsplätze
  • das Schaffen von Arbeitsplätzen für Benachteiligte
  • sozialverträgliche Angebote (z.B. günstige Einstiegsgerichte oder Familienarrangements)
  • Angebote auch für Ortsansässige (z.B. Einladung zu Veranstaltungen im Hotel)
  • die finanzielle Unterstützung oder Ausrüstung lokaler Vereine und Gruppen
  • Engagement für den lokalen Umweltschutz

Tipp: Wählen Sie aus Ihrem Engagement diejenigen Maßnahmen aus, die Sie für Ihre Kommunikation einsetzen wollen – siehe nächster Punkt.

5. Soziale Nachhaltigkeit kommunizieren und nutzen

Wer Gutes tut und sich für soziale Nachhaltigkeit einsetzt, darf - nein, sollte dieses auch für die Kommunikation und das Marketing nutzen. Mündlich im Dialog mit Gästen, auf der Karte, der eigenen Webseite, in sozialen Netzwerken, auf Portalen – und auch für das Recruiting! Diese Kommunikation schafft Transparenz, weil Gäste, Nachbarn, Kollegen und andere Stakeholder auf diese Weise erfahren, dass sich der Betrieb engagiert. Es schafft Wettbewerbsvorteile für das Restaurant, Hotel oder Café, weil ein solches Engagement oft wertgeschätzt wird und mitunter sogar ausschlaggebend für einen Besuch bzw. eine Buchung ist. Und es regt zum Nachahmen an – was positiv ist. Denn je sozial nachhaltiger sich die Betriebe des Gastgewerbes ausrichten, desto besser gewappnet für die Zukunft sind sie im Einzelnen und ist die Branche im Gesamten.

# Nachhaltigkeitskonzept #Respekt #Förderung #Gemeinschaft #Team

Autor: Jan-Peter-Wulf | www.japewu.de

Bildquelle: istockphoto.com/happy8790

Playbook vom "Team Gastro Urban"

Eine gute Inspiration bietet das Playbook von Team Gastro Urban aus Goslar. Das Unternehmen wurde schon mehrfach für seine Arbeitskultur ausgezeichnet.

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