16.06.2023

Unternehmensprozesse | Gastgewerbe

Neue Mitarbeitende gewinnen - aber wie?

Mittlerweile ist für viele Bertriebe die Herausforderungen neue Teammitglieder zu gewinnen, einem Thema der Verzweiflung geworden. Somit gilt es ganz bewusst, Strategien zu entwickeln, wie wir dennoch Mitarbeitende für unsere Branche begeistern können.

Neue Mitarbeitende gewinnen- aber wie?
Neue Mitarbeitende gewinnen- aber wie?

Nach aktuellen Aussagen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung ist der Arbeitskräfte-Knappheitsindex hoch wie nie (Quelle: https://iab.de/daten/ arbeitskraefteknappheits-index-3/). Verschiedene Faktoren, wie der Demographische Wandel mit dem Ausscheiden der „arbeitsorientierten Babyboomer“ und ein früherer Eintritt ins Rentendasein, verringern grundsätzlich die Anzahl der potenziellen Arbeitskräfte. Dazu stellt sich die Tourismusbranche mit ihren Rahmenbedingungen in Hinblick auf Bezahlung, Arbeitszeiten und körperliche Belastung häufig nicht als attraktiver Arbeitgebender dar. Die Pandemie hat letztlich vielen Arbeitskräften in der Branche vor Augen geführt, dass es außerhalb der Tourismuswirtschaft nicht nur bessere Arbeitsbedingungen gibt, sondern auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes einen anderen Stellenwert einnimmt.

Drei zentrale Fragestellungen können helfen, sich innerhalb des Betriebes des eigenen Vorgehens bewusst zu werden und gezielt eigene Maßnahmen zur Gewinnung von neuen Mitarbeitenden zu finden und umzusetzen: 

  • Wie können wir als Arbeitgebende auf uns aufmerksam machen? (Teil 1)
  • Welche Kanäle zur Bewerbung nutzen wir für wen? (Teil 2)
  • Welche Erfolgsfaktoren können wir, auch als Team, nutzen? (Teil 3)

Teil 1: Wie können wir als Arbeitgebende auf uns aufmerksam machen?

Nach Umfrageergebnisse des Deutschen Tourismusverbandes im Herbst 2022 sind die Hauptgründe der Abwanderung aus dem Tourismus folgende drei Faktoren: Mangelnde Wertschätzung, schlechte Bezahlung und zu geringe Entwicklungsmöglichkeiten.

Wertschätzung
Demnach macht es für einen Arbeitgebenden am meisten Sinn, sich der bewussten Gestaltung dieser Bereiche zu widmen. Wann, wie oft und in welcher Form wertschätze ich meine Mitarbeitende? Und wie kann ich diese Wertschätzung bereits im Rahmen der Mitarbeitergewinnung hervorheben. Nachfolgend ein paar Ideen dazu:

  • Wir führen regelmäßig Feedbackgespräche durch und machen in der Bewerbung bereits darauf aufmerksam.
  • Wir geben allen Bewerbern nach dem Vorstellungsgespräch eine konkrete Rückmeldung über das Ergebnis.
  • Wir bieten ein bezahltes Probearbeiten an, um für alle das Risiko zu nehmen und die Eingangsschwelle möglichst gering zu halten.
  • Wir setzen uns für ehrenamtliche Arbeit ein und stellen unsere Mitarbeiter für ehrenamtliche Tätigkeit (z. B. Feuerwehr, Rettungsdienst) frei. Im Rahmen von Einsätzen für Notfälle können unsere Mitarbeitende ihre ehrenamtliche Tätigkeit sogar als Arbeitszeit abrechnen.
  • Wir geben potentiellen Mitarbeitern Hilfestellungen bei der Wohnungssuche, unterstützen bei bürokratischen Anforderungen und helfen bei der Arbeitssuche für den Partner.

Bezahlung
Robert Bosch sagte einmal „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“.  Dieser Satz hat seine Bedeutung nicht verloren und wirkt besonders bei der Erbringung von Serviceleistungen bei den Mitarbeitenden wahre Wunder. Wie sieht es bei Ihnen im Betrieb aus, könnten Sie von dem gezahlten Gehalt leben bzw. sich Ihren Lebensstandard halten, ohne noch weitere Minijobs haben zu müssen? Der ehrliche Blick in den Spiegel ist an dieser Stelle ein wichtiger Schritt. Und sollten auch bestimmte Rahmenbedingungen dazu führen, dass die monatliche Bezahlung nur bedingt zu gestalten ist, können nachfolgende Ideen einem Bewerber schon frühzeitig einen finanziellen Vorteil aufzeigen.

  • Wir bieten dem Bewerber Wechselprämien bis zu 1.500,- Euro an.
  • Wir zahlen Belohnungen für das Arbeitsverhältnis (bei mind. 6 Monaten qualitativer Arbeit im Betrieb) mit einer Extrazahlung.
  • Wir werben mit attraktiven Rahmenbedingungen, wie z. B. kostenloses/ vergünstigtes Speisen- und Getränkeangebot, Naschgarten, Dienstauto/-fahrrad, Fahrtkostenzuschuss bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, 2-3 Mitarbeiterfeste im Jahr, betriebliches Gesundheitsmanagement
  • Wir bieten attraktive Arbeitsbedingungen, wie moderne Arbeitsplätze unter Berücksichtigung der Gesundheit am Arbeitsplatz, attraktive Pausenraumgestaltung wie Kicker & Co, monatliche monetäre Prämierung von guten Ideen, Bereitstellung und Reinigung der Dienstkleidung
  • Wir bieten weitere Vorteile an, wie z. B. vergünstigte/ kostenlose (Fitnessclub-) Mitgliedschaft, Vergünstigungen bei unseren Partnern, Vorteile für Familienangehörige
  • Wir steuern den Abbau von Überstunden aktiv, damit der Freizeitwert steigt (wenn es in der Familie/im Freundeskreis mit Hobbies stimmt, steigert es auch das Verhältnis zur Arbeit/Arbeitgebenden).

Entwicklungsmöglichkeiten
Heutzutage spielen die individuelle Entwicklung und die Möglichkeiten, etwas für sich und sein Vorankommen zu tun, wichtige Rollen. Und damit ist nicht nur ein hierarchisches Aufstreben gemeint. Vielmehr geht es um die persönliche Stärkung und den Raum für die eigene Potenzialnutzung.

Welche besonderen Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sie Ihren Mitarbeitenden?

Die nachfolgenden Ideen können bereits frühzeitig für den Bewerber sichtbar gemacht werden
(z. B. auf der eigenen Homepage, in der Ausschreibung und im Bewerbungsgespräch).

  • Wir führen regelmäßige Entwicklungsgespräche (mind. 1x jährlich) mit unseren Mitarbeitenden und vereinbaren schriftlich die gemeinsamen Entwicklungsschritte.
  • Wir bieten attraktive Entwicklungsbedingungen (z.B. Weiterbildungen online und in Präsenz, Teilnahme an Kongressen und Fachtagungen, individuelles Coaching, Freistellung für individuelle Weiterentwicklungen, Sabbatical-Auszeiten).
  • Wir stärken unsere Führungskräfte durch ein entsprechendes Führungskräftecoaching.
  • Wir bilden Auszubildende aus.
  • Wir arbeiten gerne mit Quereinsteigern.
  • Wir bieten betreute und bezahlte Praktikumsplätze an.

Teil 2: Welche Kanäle zur Bewerbung nutzen wir für wen?

Die Zeit der klassischen Stellenanzeigen ist in vielen Bereichen bzw. für manche Position im Betrieb vorbei. Vielmehr geht es darum, den zu gewinnenden Mitarbeitenden dort abzuholen, wo er in seiner Information und Kommunikation zu Hause ist. Das wiederum setzt voraus, dass wir uns als Arbeitgebender deutlich bewusstgeworden sind, wen wir für welche Aufgabe suchen und welche Anforderungen wir an den jeweiligen Bewerber stellen. 
Mit dem Rückgang der „arbeitswilligen Babyboomern“ und den „rüstigen Rentnern, die nicht auf die Uhr schauen“ gilt es genauer hinzuschauen, wer der potenzielle neue Mitarbeitende sein kann. Dabei steigt auch die Anforderung an den Betrieb sich selbst als passender Arbeitgeber darzustellen, um Interessierten leicht einen Überblick über den zukünftigen Arbeitgeber zu vermitteln.
Haben Sie genau definiert, wen Sie suchen und wie Sie genau diese Personengruppe erreichen können? Sind Sie als potenzieller Arbeitgeber im Internet präsent? Die nachstehenden Möglichkeiten können Ihnen hilfreiche Impulse geben:

  • Wir nutzen die möglichen Social-Media-Kanäle (z. B. Facebook, Instagram, TikTok), um auf unsere Stellenangebote aufmerksam zu machen.
  • Wir nutzen unterschiedliche Netzwerkplattformen (z. B. Xing, LinkIn) für die Mitarbeitergewinnung.
  • Wir werben auf unserer Webseite, stellen den zu besetzenden Arbeitsplatz dort dar, präsentieren unser Team und stellen unsere Stellengesuche dort ein.
  • Wir geben in regionalen und überregionalen Zeitungen/Fachzeitschriften Stellenanzeigen auf.
  • Wir sind auf Berufsmessen und Ausbildungsbörsen vertreten.
  • Wir hängen unsere Stellengesuche in Hochschulen, Berufsschulen und sonstigen Bildungseinrichtung (z. B. Volkshochschule) aus.
  • Wir nutzen den Service der Agentur für Arbeit wird für die Mitarbeitergewinnung.
  • Wir bemühen uns aktiv um ausländische Mitarbeiter und bieten entsprechende sprachliche Unterstützung zur Einarbeitung an.
  • Wir nutzen den Service von Personalvermittlern (z. B. www.scholz-interim.de) für die Mitarbeitergewinnung.
  • Wir nutzen die Infobörsen in die Region (Kundenbretter im Einzelhandel).
  • Wir schalten Anzeigen bei ebay-Kleinanzeigen.
  • Wir werben großflächig auf stationären (z. B. Haus-/ Plakatflächen) und mobilen Flächen (z.B. Fahrzeuge).
  • Wir stellen die anfallenden Aufgaben per Video dar und geben damit auch Quereinsteigern die Möglichkeit, die geforderten Aufgaben einschätzen zu können.
  • Wir binden unsere Stammgäste (z. B. über Newsletter) in die Mitarbeitersuche mit ein.
  • Wir kennen die Beurteilungen über uns als Arbeitgeber auf den gängigen Bewertungsplattformen für Arbeitgebende (z. B. Kununu, MeinChef.de. Jobvoting.de. Glassdoor, Stepstone.de, Indeed, meinpraktikum.de) und arbeiten aktiv damit (positive Unternehmensdarstellung, aktive Registrierung, Reaktion auf Bewertung).
  • Unsere Gesuche sind attraktiv und aussagekräftig gestaltet.

Teil 3: Welche Erfolgsfaktoren können wir, auch als Team, nutzen?

Wenn sich Mitarbeitende für einen neuen Arbeitgebeenden entscheiden, ist das heutzutage nicht nur eine Entscheidung für eine Arbeitsstelle, sondern für ein soziales Gefüge mit einer angenehmen Atmosphäre, einem passenden Team und der Möglichkeit Spaß bei der Arbeit zu empfinden. Dieses bestätigen auch die Ergebnisse der Onlineumfrage des DTV 2022, demnach die „angenehme Atmosphäre“ sowie „Spaß bei der Arbeit“ zu den TOP 3 der Faktoren für Zufriedenheit gehören. 

Jedoch lässt sich dieses nicht allein als Arbeitgebende gestalten. Vielmehr ist hier das gesamte Team gefordert, wenn auch die positiven Rahmenbedingungen durch den Arbeitgebenden ermöglicht werden müssen (siehe dazu auch Teil 1). Warum nicht dann auch frühzeitig das Team in die Bewerbersuche einbinden und den Betrieb in seiner Gesamtheit präsentieren? Zudem sind Ihre bestehenden Mitarbeitenden die besten Werbeträger für Ihren Betrieb – nutzen Sie das bereits aktiv?
Auch in diesem Bereich sind die Facetten des möglichen Vorgehens vielfältig:

  • Wir haben eine klare und kommunizierte Unternehmensidentität (z. B. Vision, Philosophie, Leitbild, Grundsätze), die jedem interessierten Mitarbeitenden einen Eindruck vermitteln, was uns im Team bzw. im Unternehmen wichtig ist.
  • Wir binden unsere Mitarbeitenden aktiv (z. B. Empfehlungen aus Freundes-/ Familienkreis mit Vermittlungsprovisionen) in die Suche neuer Mitarbeitenden ein.
  • Wir bieten besondere Arbeitszeitmodelle im Team (z. B. Einstieg/ Ausstieg auf Zeit, 4 Tage-Woche, eigenverantwortliche Dienstplangestaltung im Team), die die Arbeit in der Tourismusbranche attraktiv machen.
  • Unsere bestehenden Mitarbeitenden werben selbst aktiv (z. B. im Rahmen eines Videos zur Vorstellungen des potenziellen Teams und Arbeitsplatzes) neue Kollegen an.
  • Wir bieten eine kompetente und strukturierte Einarbeitung (z. B. Einarbeitungsleitfaden, Nutzung von Checklisten, Beschreibungen von Anforderungen und Serviceprozessen, Dokumentation (z. B. mit Bilder) der Anforderungen.
  • Wir motivieren zu regelmäßigen Teamaktivitäten.
  • Wir geben jedem neuen Mitarbeitenden einen betrieblichen „Paten“ an die Hand, der als erster kollegialer Ansprechpartner dem neuen Mitarbeitenden zur Seite steht.
  • Wir kooperieren mit anderen Betrieben in der Beschäftigung von Mitarbeitenden.

Fazit

Die Herausforderung, neue und passende Mitarbeitende zu finden und vor allem zu halten, sind und bleiben bestehen. Was sich aber ändern kann, ist Ihre Einstellung zum Mitarbeitenden und zu der Bandbreite an Möglichkeiten, die Sie in Ihren Betrieben bewusst gestalten können. Nutzen Sie die verschiedenen Möglichkeiten der Gewinnung von Mitarbeitenden bzw. der positiven Darstellung des Arbeitgebenden. Wichtig ist, dass der Weg, den Sie wählen, glaubwürdig mit Blick auf Ihren Betrieb und vor allem passend für Ihren gesuchten Mitarbeitenden ist.

Keywords: #Kommunikation #Menschlichkeit #Erfolg #Arbeitgebermarke #Authentizität

Autorin: Lydia Albers |lydiaalbers.com

Bildquelle: 2023 KI generiert: midjourney.com

Checkliste Mitarbeitergewinnung

Hier die Checkliste als PDF herunterladen.

Generation Z im Gastgewerbe

Wie sie tickt, was sie wünscht und wie man sie an seinen Betrieb bindet.

Sie haben ein spannendes Thema für den Wissenspool, das unbedingt veröffentlicht werden sollte? Schreiben Sie uns eine E-Mail an trsmswtshd oder sprechen Sie unser unser Team an.

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt Cookies und externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen

Notwendige Cookies werden immer geladen